Selbstverständnis

Die Abituria ist eine Schülerverbindung, die sich zusammensetzt aus Schülern der Oberstufe des humanistisch-neusprachlich-musischen Heinrich-Schliemann-Gymnasiums Fürth in Bayern (HSG), sowie aus ehemaligen Abiturienten der Schule. Aufgenommen werden können nur männliche Schüler des HSG, die das 16. Lebensjahr bereits vollendet haben.

Die Abituria wurde am 22. September 1900 von Mitgliedern des zweiten Abiturjahrgangs des Gymnasiums gegründet.

Unsere Farben sind, wie auf dem Wappen erkennbar, weiß-rot-weiß. Unsere Fuxen (Abituren im ersten Jahr) tragen rot-weiße Bänder. Der Wahlspruch lautet "per aspera ad astra" ("von den Widrigkeiten zu den Sternen"), unser Bundescantus ist "Sind wir vereint zur guten Stunde".

Commentgemäßer Zweck der Abituria ist, "ihre Mitglieder in enger Kameradschaft zur Pflege der Freundschaft, des humanistischen Ideengutes und der Heimat- und Vaterlandsliebe zu verknüpfen." (§3 S.1 spez. Comment) Die Abituria ist als Schülerverbindung nichtschlagend und politisch neutral. Die Mitglieder sollen im Sinne der Heimat- und Vaterlandsliebe zu einer demokratischen, staatsbürgerlichen und rechtsstaatlichen Haltung nach dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland bewegt werden.

Unser Kneipverlauf ist in einem Biercomment geregelt.

Eine treffende Formulierung der Prinzipien und Ziele der Abituria hat unser BB AH Werner Ihle bereits im Jahre 1969 formuliert: Die acht Thesen zum Thema Abituria. Das meiste davon ist auch heute noch aktuell.

Unser Wappen

Feld links oben:

Zirkel der Abituria; symbolisiert die Anfangsbuchstaben von "Abituria vivat, crescat, floreat in aeternum (=Ausrufezeichen)".

Feld links unten:

Wappen der Stadt Fürth (Gründungsort der Abituria); dreiblättriges Kleeblatt, symbolisiert die Dreiherrschaft im Mittelalter (Markgraf von Ansbach, Bistum Bamberg, Reichsstadt Nürnberg). 22. IX. 1900.: Gründungsdatum der Abituria.

Feld rechts oben:

Gekreuzte Schläger symbolisieren die Heimat- und Vaterlandsliebe; Loorberkranz symbolisiert das humanistische Ideengut. Darum herum: Buchstaben stellen den Wahlspruch dar: "per aspera ad astra". Innerhalb des Kranzes: Initialen der Gründungsphilister Oskar Hoffmann x, Georg Scharff xx, Fritz Oed FM/xxx.

Feld rechts unten:

Die Farben weiß-rot-weiß der Abituria.

Bundescantus

Melodie: Georg Friedrich Hanitsch, 1815 nach Pierre Gaveaux
Text: Ernst Moritz Arndt, 1815

1. Sind wir vereint zur guten Stunde, Wir starker deutscher Männerchor, So dringt aus jedem frohen Munde Die Seele zum Gebet hervor; Denn wir sind hier in ernsten Dingen Mit hehrem, heiligem Gefühl, |: Drum muß die volle Brust erklingen, Ein volles, helles Saitenspiel. :|

2. Wem soll der erste Dank erschallen? Dem Gott, der groß und wunderbar Aus langer Schande Nacht uns allen In Flammenglanz erschienen war; Der unsrer Feinde Trotz zerblitzet, Der unsre Kraft uns schon erneut |: Und auf den Sternen waltend sitzet Von Ewigkeit zu Ewigkeit. :|

3. Wem soll der zweite Wunsch ertönen? Des Vaterlandes Majestät! Verderben allen, die es höhnen! Glück dem, der mit ihm fällt und steht! Es geh, durch Tugenden bewundert, Geliebt durch Redlichkeit und Recht, |: Stolz von Jahrhundert zu Jahrhundert, An Kraft und Ehren ungeschwächt. :|

4. Das dritte, deutscher Männer Weide, Am hellsten soll's geklungen sein! Die Freiheit heißet deutsche Freude, Die Freiheit führt der deutschen Reih'n; Für sie zu leben und zu sterben, Das flammt durch jede deutsche Brust; |: Für sie um hohen Tod zu werben, ist Deutsche Ehre, deutsche Lust. :|

5. Das vierte - hebt zu hehren Weihe Die Hände und die Herzen hoch! - Es lebe alte deutsche Treue, Es lebe deutscher Glaube hoch! Mit diesen wollen wir's bestehen, Sie sind des Bundes Schild und Hort; |: Für wahr es muß die Welt vergehen, Vergeht das feste Männerwort! :|

6. Rückt dichter in der heilgen Runde Und klingt den letzten Jubelklang! Von Herz zu Herz, von Mund zu Munde Erbrause freudig der Gesang! Das Wort, das unsern Bunde geschürzet, Das Heil, das uns kein Teufel raubt, |: Und kein Tyrannentrug uns kürzet, Das sei gehalten und geglaubt! :|

Acht Thesen zum Thema Abituria

1. Eine aktive Schülerverbindung ist Bestandteil der Schülerschaft. Sie wird von allen Angelegenheiten der Schule berührt. Alle schulpolitischen Fragen haben damit Gegenstand ihres besonderen Interesses zu sein.

2. Als Schülerverbindung, die sich seit ihrer Gründung an einem "humanistischen Gedankengut" zu orientieren versucht, ist sich die Abituria der grundsätzlich kritischen Funktion des humanistischen Ideengutes bewusst.

3. Die Abituria hat daher im innerschulischen Leben nicht in erster Linie bewahrende Funktion. Das dringlichste Problem ist heute eine inhaltsvolle Schulreform. Die Abituria hat an seiner Lösung zumindest im Rahmen aller ihrer Möglichkeiten mitzuarbeiten.

4. Von dieser Forderung her wird den Mitgliedern der Abituria Bereitschaft zum Engagement auferlegt zum Engagement nach Forderung der Verantwortung gleich welcher Farbe und Richtung.

5. Auch im Bereich des gesellschaftlichen Lebens unserer Zeit kann verantwortungsbewußtes Handeln nicht in starrem Bewahren des Überlieferten bestehen. Die Abituria muss sich ohne Einschränkung den Problemen unserer Zeit stellen und ihre Mitglieder müssen an ihrer Lösung mitarbeiten wenn sie sich nicht zur Belanglosigkeit verurteilen will.

6. Die Abituria fordert von ihren Mitgliedern Pflege des humanistischen Gedankengutes. Damit steht die Forderung nach Wissenschaftlichkeit. Aber durch Fachwissen allein kann der einzelne die ihm als Bürger eines demokratischen Staates gestellten Aufgaben nicht bewältigen. Es muss ihm Aufgabe werden, dass alle Herrschenden wirksam kontrolliert und die Staatsbürger sachgerecht informiert werden. Eine solche Einstellung verlangt Einübung. Dazu hat eine Schülerverbindung heute zu verhelfen.

7. Die andere Forderung unserer Verbindung ist die nach Freundschaft. Nach Freundschaft der Bundesbrüder untereinander und Kameradschaftlichkeit zum Mitmenschen. Darin steckt aber die Forderung nach Moralität – nicht sexueller, sondern gesellschaftlicher. Heute aber ist gesellschaftliche, politische Moral bitter nötig. Hier hat unsere Schülerverbindung einen notwendigen politischen Auftrag.

8. Alle Formen einer Verbindung, auch ihre Traditionen müssen daraufhin überprüft werden, ob sie nicht den Schüler von der Gesellschaft isolieren. Unser Zusammenleben in einer hochindustrialisierten Arbeitswelt fordert eine offene Gesellschaft. Das Leben in einer Schülerverbindung hat darauf vorzubereiten. Auch nur der Anschein einer drohenden Isolierung muss zu neuen Wegen in der Verbindung führen.

Fürth, im Oktober 1969
Werner Ihle und der CC der Abituria